Jan Rutishauser
Ein Konzentrat an Ironie und Wortwitz
Der ABA Arbeiter-Bildungs-Ausschuss Thunstetten-Bützberg bringt regelmässig Künstler-Perlen auf die Bühne. Wie vor einer Woche Jan Rutishauser. Ein nachtaktiver Thurgauer, der scheinbar in seiner Muschel schlummert und von der Öffentlichkeit unbegreiflich wenig zur Kenntnis genommen wird. Sein Bühnenprogramm «gepflegte Langeweile» ist voll gespickt mit Wortwitz, Intelligenz und Sympathie.

Nur gerade zwei Händen schnellten nach oben, als Jan Rutishauser das Publikum zu Beginn fragte, wer ihn denn schon auf einer Bühne erlebt habe. Eine Frage, die sonst nur Mentaltrainer in die Menge werfen, um die Hürde hoch anzusetzen und mit ein paar schlauen Sprüchen alle Anwesenden zu Siegertypen zu erküren. Was macht Rutishauser auf diese ernüchternde Umfrage? Er verteilt den ABA-Gästen grosszügig mit Schnaps gefüllte Schokolade. Es herrscht sofort Wohnzimmeratmosphäre in der Aula, alle fühlen sich wohl und aufgehoben. Es ist nicht Mal schlimm in der ersten Reihe zu sitzen und Witze über sich ergehen zu lassen. Erst recht nicht, wenn man vorher auf seiner Webseite war: «Jan Rutishauser – Kabarett für schöne Menschen».
Während der Absolvent der «Scuola Teatro Dimitri» mit der Schale voll Schokolade zwischen Publikum und Bühne herumturnt, erzählt er Geschichten aus seinem Leben und vom vorhergehenden Nachtessen bei Christine Röthlisberger mit dem Organisations-Team. Tönt gepflegt langweilig, ist aber nicht so. Rutishauser malt während eineinhalb Stunden mit Worten Karikaturen, von scheinbar einfachen Geschichten und setzt die Pointen perfekt. Manchmal auch sehr geschickt, so dass das Publikum die Lacher erst spät, aber dafür umso herzhafter platziert. Sein Wagnis, aus einer uninteressanten Schreibblockade ein abendfüllendes Programm zu kreieren, hat sich gelohnt. Freudentränen fliessen, weil seine Nebengeschichten vom Coiffeurbesuch und dem Hexenschuss ausgesprochen unterhaltsam und gestenreich sind.
Im Ticketpreis inklusive gibt es Tipps, die das Steueramt freuen. «Versuchen Sie mal wirklich gar nichts zu machen! Weder Fernsehen noch lesen oder sonst etwas», rät der Kabarettist dem Publikum. Seine Vermutung: «Wetten, dass sie nach einer Stunde denken, <wenn ich doch jetzt bloss die Steuererklärung ausfüllen könnte!»
Den Zuschauern verlangt es Konzentration ab, weil der gezeigte Humor klug ist, kurz und knackig. Zwischendurch gönnt er seinen Gästen Erholungsphasen mit einfach gestrickten Schenkelklopferwitzen. «Kommt ein Mann mit zwei linken Füssen in ein Schuhgeschäft und fragt: <haben Sie auch Flip-flips?>». Doofer geht es fast nicht! Trotzdem kann sich das schöne und gebildete Bützberger Publikum vor Lachen kaum mehr halten. Eine Schlusspointe, für einen mehr als gelungener Abend, wie immer toll organisiert vom ABA.
Von Bützberg nach Berlin
Schon jetzt zeichnet es sich ab, dass auch der nächste
Anlass des ABA unvergleichlich gut wird. In Konstantin Weckers Agenda sind momentan nur drei Auftritte in unserem Land geplant. Kurz vor einem Engagement in Berlin, wird der bekannte Musiker,
Liedermacher, Komponist, Schauspieler und Autor im Juni das ABA-Publikum für sich gewinnen.
Text Josy Bucher